Torfimporte

Der industrielle Torfabbau hat in den baltischen Staaten, ebenso wie in Deutschland, eine lange Tradition. Die frühesten Informationen zum mechanischen Torfabbau datieren aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Die ersten mit Torf betriebenen Stromkraftwerke wurden um die vorletzte Jahrhundertwende in Betrieb genommen, die Produktion von Torfbriketts begann vor dem Zweiten Weltkrieg. Ende der 1930er-Jahre entstand in den baltischen Staaten eine moderne Torfindustrie und der Energietorf hatte am gesamten industriell genutzten Energieträger einen Anteil von ca. 10 Prozent (auf Grundlage der Preise für Brennstoff).

Zur Zeit der Sowjetunion wurden insbesondere Mitte des 20. Jahrhunderts im Baltikum Moore systematisch projektiert, entwässert und für den Abbau erschlossen. Mit der Unabhängigkeit Estlands, Lettlands und Litauens ist ein drastischer Einbruch der Abbauzahlen zu verzeichnen. Die jährliche Torfabbaumenge in den baltischen Staaten ist seit 1990 auf rund 25 Prozent zurückgegangen. Der in sowjetischer Zeit abgebaute Torf ging zum einen in die Landwirtschaft (schwach zersetzter Torf als Einstreu) und zum anderen in die Energieerzeugung (stark zersetzter Torf als Energietorf). Heute wird der überwiegende Teil der Rohstoffe für die Produktion von Erden und Kultursubstraten exportiert oder mittlerweile zunehmend im Baltikum zu hochwertigen Produkten für den Hobby- und Profimarkt verarbeitet.(1)

Mit dem Beitritt der baltischen Staaten in die Europäische Union wurden parallel insbesondere größere natürliche Moorgebiete im Rahmen von Natura 2000 als Schutzgebiete ausgewiesen. Die europäische Gesetzgebung für Natura 2000, Biodiversität und Artenschutz, Umweltverträglichkeitsprüfung und zur Wasserrahmenrichtlinie legt dem Baltikum bezüglich der Genehmigungen zum Torfabbau dieselben Vorgaben auf wie Deutschland. Die baltischen Staaten haben diese Vorgaben in nationales Recht umgesetzt. Abbaugenehmigungen verlangen auch hier die Umweltverträglichkeitsprüfung vor Eingriffen in die Umwelt sowie die Erstellung von Abbau- und Herrichtungsplänen. Die Genehmigungspraxis und die technischen Vorgaben in den baltischen Staaten werden sich über den internationalen wissenschaftlichen Austausch weiter an Europa angleichen. Aktuell werden im Baltikum ca. 4 Prozent der Hochmoore genutzt oder liegen aus der sowjetischen Zeit brach.

Eine weitere Importregion ist Skandinavien.

Herkunft des in Deutschland verarbeiteten Torfes. (2)

(1) www.peat.lv Internetseite der Latvian Peat Producers Association (2011)
(2) Industrieverband Garten e.V. 2021
(3) IVG (2012): Die Zukunft der Torfgewinnung in Niedersachsen. Untersuchung und Umfrage
von E. Schmatzler im Auftrag der Bundesvereinigung Torf- und Humuswirtschaft

Gewinnungsmengen in Deutschland

Torfgewinnung

  • Die Torfgewinnungsmengen in Deutschland unterliegen starken jährlichen Schwankungen, nehmen aber seit Jahren ab.
  • Im Jahr 2019 wurden insgesamt noch 4,7 Mio. m³ Torf aus deutschen Lagerstätten gewonnen.
  • Infolge zurückgehender Abbauflächen müssen Torfe zunehmend importiert werden.
  • Wenn in den nächsten Jahren keine neuen Genehmigungen ausgesprochen und neue Flächen für die Rohstoffgewinnung ausgewiesen
    werden, gehen die Mengen an in Deutschland gewonnenem Torf noch deutlicher zurück. Der Import wird entsprechend an Bedeutung gewinnen.(3)

Entwicklung der gesicherten Rohstoffreserven, getrennt nach Weiß- und Schwarztorf, bzw. der
Gesamtmenge für Niedersachsen (Stand Dezember 2011). Aus IVG (2012): Die Zukunft der Torfgewinnung in Niedersachsen. Untersuchung und Umfrage
von E. Schmatzler im Auftrag der Bundesvereinigung Torf- und Humuswirtschaft.