Ausgangsstoffe für Substrate

Welche Ausgangsstoffe für Substrate und Erden verwendet werden

Jährlich werden aktuell etwa 8 bis 9 Mio. mKultursubstrate (für den Profigartenbau) und Hobbyerden/Consumer-Erden (für private Verbraucherinnen und Verbraucher) in Deutschland produziert. Diese sind die Grundlage für die Kultur von Pflanzen in Deutschland und in weiten Teilen der Welt. Der Rohstoff Torf ist dabei ein wichtiger Bestandteil. Es ist ein politisches Ziel Deutschlands die Torfnutzung aufgrund seines CO2-Gehaltes zu reduzieren. Aus diesem Grund hat die Substratbranche in einer Selbstverpflichtung umsetzbare Ziele zur Torfminimierung formuliert und das gesteckte Ziel für das Jahr 2025 auch bereits vor der Zeit erfüllt. Es bestehen jedoch eine Reihe von Zielkonflikten, an deren Lösung intensiv gearbeitet wird.

Für die Herstellung von Substraten werden seit vielen Jahrzehnten verschiedene Ausgangsstoffe eingesetzt. Aufgrund seiner guten chemischen, physikalischen und biologischen Eigenschaften sowie seiner Verfügbarkeit ist Torf aktuell in der gärtnerischen Pflanzenproduktion nicht zu ersetzen. Er fungiert als pufferndes und ausgleichendes Element in den Mischungen, da die Eigenschaften der anderen Ausgangsstoffe nicht immer optimal für das Pflanzenwachstum sind.

Torf ist ein endlicher Rohstoff und wird, soweit möglich, geschont und mit anderen Stoffen gemischt. Die Torfindustrie hat bereits in den 90er Jahren damit begonnen, den Einsatz von alternativen Ausgangsstoffen zu erforschen und zu entwickeln, um mit der knappen Ressource Torf verantwortungsbewusst umzugehen. Torf ist hinsichtlich seiner Eigenschaften (Verfügbarkeit, Preis, Nährstofffreiheit, pH-Wert, Luftporenvolumen, Strukturstabilität, Schadstoff-, Unkrautsamen-, und Keimfreiheit) der ideale Ausgangsstoff zur Herstellung von Erden und Substraten. Ein Torfersatzstoff verfügt im Idealfall ebenfalls über diese Eigenschaften oder kann anderenfalls nur zu bestimmten Anteilen dem Torf beigemengt werden.

Im Jahr 2023 wurden nach Erhebungen des IVG erneut rund 4 Mio. m3 alternative Ausgangsstoffe in der Substratproduktion verwendet. Es sind gegenwärtig nicht ausreichend alternative Ausgangsstoffe – in notwendiger Qualität und zu marktfähigen Preisen – verfügbar, um Torf weitgehend zu ersetzen. Aufgrund dieser Situation wurden 2023 für den deutschen Markt neben dem Torf die alternativen Ausgangsstoffe mit ca. 27 Prozent in Kultursubstraten und mit bis zu 59 Prozent in Hobbyerden eingesetzt.

Über die Jahre wurde viel ausprobiert und getestet, um potenzielle Torfersatzstoffe zu finden. Dazu gehören Grünkompost, Rindenhumus, Holzfaser, Kokosprodukte wie Kokosfasern, -mark oder -chips, aber auch anorganische Verbindungen wie Perlite oder Blähton. Keine dieser Komponenten kann jedoch alleine verwendet werden. Zudem weisen die Stoffe ganz unterschiedliche physikalische und chemische Eigenschaften auf und haben damit Vor- und Nachteile für den Gartenbau. Die gängigsten Ausgangsstoffe für die Herstellung von Substraten möchten wir mit den folgenden ausklappbaren Texten kurz beschreiben:

Organische Substratausgangsstoffe

Torf ist ein organisches Sediment aus abgestorbenen und unvollständig zersetzten Pflanzenresten, das vor allem aus Torfmoosen (Sphagnum spp.) besteht. Er wird seit Mitte des letzten Jahrhunderts in gartenbaulichen Kultursubstraten eingesetzt. Aufgrund der vielen positiven chemisch-physikalischen Eigenschaften, seiner konstanten Qualität und Verfügbarkeit ist Torf noch heute die Basis für den Kulturerfolg gärtnerischer Produktion. Ein kultursicheres Substrat ist für die Branche des Gartenbaues existenziell.

Diese Kultursicherheit wird durch viele verschiedene Faktoren erreicht:

  • Eine relativ hohe Strukturstabilität sorgt dafür, dass sich der Torf im Laufe der Lagerung und Kulturführung nur wenig zersetzt.
  • Der pH-Wert kann vergleichsweise mühelos eingestellt und damit die Verfügbarkeit von Nährstoffen relativ einfach abgeschätzt werden.
  • Die hohe Qualität ist meist ganzjährig verfügbar.

Substrate auf Torfbasis werden den hohen Anforderungen der heute alltäglichen Terminkultur auch durch das komplexe Zusammenspiel von Substrat, Dünger, Pflanzenmaterial und Kultivateur gerecht. Kein anderer Substratausgangsstoff hat bisher die Bedeutung des Hochmoortorfes erlangt. Begründet ist die hohe Torfverwendung in seinen insgesamt sehr guten gartenbaulichen Substrateigenschaften. Torf kann in fast allen gartenbaulichen Anwendungsbereichen für sich oder in Kombination mit anderen Ausgangsstoffen eingesetzt werden. Torf trägt zur stärkeren Mitverwendung anderer Ausgangsstoffe wie Kompost und Rindenhumus durch seine ausgleichenden Eigenschaften bei. Sein niedriger pH-Wert und der Mangel an Nährstoffen ermöglichen die genaue Einstellung des pH-Wertes und der Nährstoffgehalte entsprechend den Pflanzenansprüchen. Bei Verwendung von Substraten aus alternativen Ausgangsstoffen müssen sich die Produzenten auf das jeweilige Substrat neu einstellen.

In Deutschland wird Torfabbau seit Ende der 1980er Jahre in der Regel nur noch auf land- oder forstwirtschaftlich vorgenutzten Flächen genehmigt. Also auf Flächen, die bereits vor längerer Zeit entwässert wurden und die keine Moorvegetation mehr aufweisen. Im Vergleich zu der landwirtschaftlichen Nutzung, die vor dem Torfabbau auf den Flächen stattfindet, geht die THG-Emission (Kohlenstoffdioxid, Lachgas und Methan) auf der Torfabbaufläche zurück.

Man unterscheidet zwischen Weißtorf und Schwarztorf, je nach Grad der Zersetzung. Nach vorangegangener Weißtorfgewinnung kann der Abbau des darunter liegenden stärker zersetzten Torfes erfolgen. Die Schwarztorfgewinnung hat in Deutschland einen höheren Stellenwert als die Weißtorfgewinnung, weil in Deutschland zunehmend die Weißtorfvorräte in abbaubaren Torflagerstätten erschöpft sind.

Der Klimaschutzplan 2050 der Bundesregierung sieht Maßnahmen vor, die Verwendung von Torf in Hobbyerden und Kultursubstraten zu reduzieren. Mit einer Selbstverpflichtung unterstützt der Industrieverband Garten (IVG) e.V. zusammen mit der Gütegemeinschaft Substrate für Pflanzen e.V. (ggs) die Ziele der Bundesregierung, indem sich die Branche verpflichtet, bis 2025 den Anteil von anderen Ausgangsstoffen als Torf in Hobbyerden auf 50 Prozent und bei Kultursubstraten auf 20 Prozent zu erhöhen.

OVERBECK (1975) definiert Torf als subfossilen Rohstoff, da er nicht vor Beginn des Holozäns (vor 10.000 Jahren) gebildet wurde. Torf wird in der DIN 4047-4 normiert.

Für den risikofreien Einsatz von Grünkompost in Kultursubstraten ist die Einhaltung bestimmter Qualitätsstandards (Hygiene, Struktur, Nährstoff- und Salzgehalte, Pflanzenverträglichkeit, Fremdstoffe, Schwermetalle etc.) unverzichtbar. Dennoch weisen die meisten Komposte neben hohen Salz-, Kalium-, und Phosphorgehalten einen hohen pH-Wert sowie ein hohes spezifisches Gewicht auf. In Abhängigkeit von den Kompostausgangsstoffen unterliegt die Qualität meist starken jahreszeitlichen Schwankungen.

Infolge dieser Eigenschaften lassen sich Komposte meist nur bis zu einem Anteil von maximal 30 Prozent in Kultursubstraten verwenden, um die gewünschte Kultursicherheit nicht zu gefährden. Große Anteile des für die Herstellung von geeignetem Substratkompost verwendbaren Grüngutes werden heute der thermischen Verwertung oder der Biogaserzeugung zugeführt.

Ziel bei der Herstellung des Kompostes ist die Kohlenstofffixierung im Kompostmaterial. Während der Kompostierung kommt es allerdings auch zu einem Kohlenstoffverlust in Form von Kohlendioxid (CO2). Diese CO2-Emissionen gehen allerdings nicht in die Bilanzierung der klimarelevanten
Treibhausgase ein, da sie nicht nicht fossilen Ursprungs sind.

Kompost

Für die Verwendung von Holzfasern als Substratausgangsstoff werden ausnahmslos chemisch unbehandelte Hölzer, meist von Fichten und Kiefern, verwendet. Mittels eines thermo-mechanischen Aufschlussverfahrens (Doppelschneckenextruder oder Reaktionsextruder bei über 100 °C) werden Sägeresthölzer wie Hackschnitzel oder Schälspäne aufbereitet. Durch die Zugabe von Zuschlagstoffen werden die chemischen und physikalischen Eigenschaften (z.B. Reduzierung der Stickstofffixierung) verbessert sowie eine Färbung durchgeführt, um einen erdähnlichen Charakter zu erhalten.

Holzfasern fallen trotzdem teilweise als helle Fasern im Substrat auf. Dies ist kein Qualitätsmangel und sollte von den Verbraucherinnen und Verbrauchern so akzeptiert werden, was den Produzenten ein Einfärben der Fasern ersparen würde.

Die speziellen Eigenschaften der Holzfaser, wie beispielsweise hohes Porenvolumen (Luftkapazität: 45 bis 65 Vol.-%), gute Drainagewirkung und Wiederbenetzbarkeit, niedrige Nährstoff- und Salzgehalte sowie Unkrautfreiheit und geringe Rohdichte (80 bis 150 g/l), machen diese zu einem guten Substratausgangsstoff für Kultursubstrate und Blumenerden.

Aufgrund der geringen Wasserkapazität (30 bis 50 Vol.-%), raschen Zersetzung (Sackung), mäßigen Pufferung des pH-Wertes gegenüber Anstieg und eventueller Stickstoff-Immobilisierung ist in der Regel das Mischen mit anderen Substratkomponenten nötig.

Studien zeigen gute Ergebnisse bei der Pflanzenkultur auf Substraten aus Torf und Kokos bei einer Zumischung von Holzfasern bis zu 50 Prozent. Allerdings ist auch eine häufigere Bewässerung und häufigere Anpassungen des Nährstoffgehalts in der Wasserversorgung notwendig.1B. Eveleens, A. van Winkel, C. Blok (2021): peat reduction, N accumulation, irrigation, peat alternative, begonia

Holzfaser

Rindenhumus besteht aus zerkleinerter, fermentierter (kompostierter) Nadelholzrinde (Fichte, Kiefer). Die in der Rohrinde enthaltenen wuchshemmenden Stoffe wie Gerbstoffe, Tannine, Harze und Phenole werden während des Umsetzungsprozesses abgebaut. Die Rohdichte von Rindenhumus ist in etwa doppelt so hoch wie die von Weißtorf. Durch ein hohes Porenvolumen liegt die Luftkapazität etwa 40 Prozent über dem des Torfes, bei deutlich geringerer Wasserhaltekapazität.

Bei der Verwendung sind eventuelle hohe Kalium-, Phosphat- und Mangangehalte sowie eine mögliche Stickstoff-Immobilisierung durch mikrobielle Aktivität zu berücksichtigen.

Rindenhumus wird meist nicht als reines Pflanzsubstrat, sondern als Zuschlagstoff in Kultursubstraten und Blumenerden angewendet. Ähnlich wie Kompost müssen für den Einsatz von Rindenhumus in Pflanzsubstraten bestimmte Gütekriterien erfüllt sein (z.B. Stickstofffixierung, Nährstoff- und Schwermetallgehalte, etc.).

Rindenhumus

Der Rohstoff für Produkte aus Kokosmark, – fasern oder -chips stammt von der Kokospalme, Cocos nucifera. Die gemeinhin bekannte Kokosnuss ist u. A. von einer faserigen Schicht („Mesokarp“) umgeben. Besonders an Kokosfasern ist, dass diese aus den Abfällen der Kopra-Produktion (dem Fruchtfleisch der Kokosnuss) stammen. Da dieses Abfallprodukt jedoch nur in sehr wenigen Ländern wie Sri Lanka und Indien überhaupt stofflich genutzt wird, wäre die Produktion von Kokosfasern leicht vervielfachen, ohne die Anbaufläche insgesamt steigern zu müssen.2Michael Carus u. a.: Studie zur Markt- und Konkurrenzsituation bei Naturfasern und Naturfaser-Werkstoffen (Deutschland und EU). Gülzower Fachgespräche 26, Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (Hrsg.), Gülzow 2008

Kokosfasern (Coir) werden aus reifen Früchten gewonnen und zu brown coir verarbeitet, dieses wird für Substrate eingesetzt. White coir, aus unreif geernteten Kokosnüssen, es wird z.B. zur Herstellung feinerer Bürsten, Schnüre, Seile und Fischernetze verwendet.

Bei der Produktion des Fasern wird das Mesokarp vom Steinkern gelöst und zur Verrottung („Röstung“ genannt), über Monate in Wasser eingelegt. Im Anschluss werden die Fasern maschinell gelöst und sortiert.

Kokosmark ist ein Nebenprodukt der Fasergewinnung und wird auch unter der Marketing-Bezeichnung ‚Kokostorf‘ oder im Englischen ‚cocopeat‘ als Substratausgangsstoff gehandelt. Es enthält prozessbedingt immer einen gewissen Anteil an kurzen Fasern (< 20 mm), der je nach Intensität der Auskämmung und Aussiebung 2 bis 20 % (v/v) ausmacht. Erhältlich sind aber auch gezielt zusammengestellte Mischungen von Fasern und Mark. Da die Kokosfaser bis zu 45 Prozent aus Lignin und aus 44 Prozent Zellulose besteht, besitzt sie mehrere positive Eigenschaften wie beispielsweise ein hohes Porenvolumen, geringe Dichte (Rohdichte 50 bis150 g/l), gute Wiederbenetzbarkeit und Kapillarität sowie schwache mikrobielle Abbaubarkeit. Die Kokospalme wächst in tropischen Ländern etwa zwischen dem nördlichen und südlichen Wendekreis. Sri Lanka und Indien sind die Hauptlieferländer für gartenbauliche Kokosprodukte nach Europa, aber auch die Elfenbeinküste und andere Länder exportieren Kokos-Substratausgangsstoffe. Stickstoff- und Phosphatgehalt von Kokosfasern und -mark sind praktisch so niedrig wie bei Hochmoortorf. Daher müssen bei der Substratherstellung stickstoff- und phosphathaltige Dünger zugemischt werden. Kokosfasern wie auch Kokosmark haben sich bei Einhaltung vor allem der chemischen Qualitätsrichtwerte als sehr gut zu verwendende Substratausgangsstoffe bewährt. Ihre sehr gute Wiederbenetzbarkeit, die extrem hohe Luftkapazität und niedrige Wasserkapazität der Fasern, aber auch die recht ausgewogene Luft-/Wasserführung des Kokosmarks erlauben eine gezielte Verwendung in allen Bereichen der Substratherstellung. Kokosmark kommt den Eigenschaften von Torf sehr nahe und wird in Zukunft trotz seines höheren Preises einen wachsenden Markt finden. Werden Kokosfasern und -mark nicht getrennt und das Mesokarp als solches in Stücke geschnitten, spricht man von Kokoschips oder Kokoshäckseln. Diese werden u.a. für die Kultur von Grünpflanzen oder luftbedürftigen Topfpflanzen wie z. B. Orchideen oder Bromelien eingesetzt.

Kokosfasern

Es existieren weltweit etwa 200-300 Torfmoose (Sphagnum), von denen auch 40 Arten in Deutschland vorkommen. Diese Pflanzen sind die bestimmende Vegetation von Hochmooren und der wichtigste Torfbildner. Torfmoose haben ein enormes Vermögen Wasser zu speichern, wachsen aber verhältnismäßig langsam.

2004 starteten verschiedene Projekte, deren Ziel es ist, Torfmoose als Torfalternative, ohne Konkurrenz zur Lebensmittelproduktion, auf degradierten Moorstandorten landwirtschaftlich zu kultivieren. Im Rahmen dieser, auch als „Sphagnum-farming“ bekannten, Produktion werden Torfmoos-Biomassen erzeugt, die als Rohstoff zur Herstellung von hochwertigen Kultursubstraten für den Gartenbau verwendet werden können.

Laut der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) zeigen die neuesten Untersuchungen, dass sich Sphagnum-Arten als Substratausgangsstoff für verschiedene Kulturen eignet. Der nachwachsende Rohstoff kann in Paludikulturen auf wiedervernässten Moorböden angebaut werden. Dies kann die Treibhausgasemissionen mindern und zudem zur Torfminimierung beitragen. Außerdem entstehen Ersatzlebensräume für seltene, hochmoortypische Tier-. und Pflanzenarten.3Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)

Entscheidend ist auch, dass die Eigenschaften von Sphagnum-Biomasse denen von Weißtorf sehr ähneln. Das leichte Material speichert Wasser gut und verfügt über eine ausreichende Luftkapazität. Der pH-Wert liegt im stark sauren Bereich.4Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR)

Doch noch sind Torfmoose als Ausgangsstoff nicht vollumfänglich praxisreif. Weitere Forschungen und Testläufe sind notwendig, um dieses Potential zu steigern. Damit Torfmoosflächen effizient etabliert und beerntet werden können, bedarf es noch viel Entwicklungsarbeit, u.a. gilt es, ertragreiche Torfmoostypen zu identifizieren.5Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR)

Das Torfmooswachstum hängt von der Sphagnum-Art und von der Wasserversorgung ab. Mittelwerte für den Jahreszuwachs gibt OVERBECK (1975) für S. magellanicum mit 3,5 cm und für S. cuspidatum mit 30 cm an.

Aufgrund des noch bestehenden Forschungsbedarfs, des hohen Flächenanspruchs bei vergleichsweise geringer Ausbeute und des fehlenden Belegs der Wirtschaftlichkeit hat Torfmoos als alternativer Substratausgangsstoff derzeit noch keine Relevanz. Jedoch unternimmt die Industrie große Anstrengungen, um aus dieser innovativen Kulturform möglichst bald ein marktfähiges Produkt zu erhalten.

Torfmoos (Sphagnum)

Torfmoos (getrocknet)

Neben den genannten Ausgangsstoffen gibt es noch eine Reihe weiterer Rohstoffe, die für den Einsatz in Substraten in Frage kommen. Dazu gehören Pinienrinde, Reisspelzen, Faserxylit, Pflanzenkohle, Miscanthus oder Flachsschäben. Diese Stoffe finden bereits bei einigen Unternehmen, wenn auch in kleinerem Umfang, Anwendung. Darüber hinaus gibt es auch noch einige Stoffe deren Eignung als Ausgangsstoff in der Diskussion steht. Dazu gehören Hanfschäben, Gärprodukte oder Kork.

Anorganische Substratausgangsstoffe

Perlit (englisch: perlite) ist ein glasartiges Gestein, das seinen Ursprung in vulkanischer Aktivität hat. Das bekannteste Abbaugebiet Europas, die griechische Kykladeninsel Milos, liefert äußerst hochwertiges Rohperlit. Besonders charakteristisch ist der spezifische Kristallwassergehalt, der die Expansionsfähigkeit und Druckfestigkeit bestimmt. Aus dem rein mineralischen Rohstoff wird durch eine thermische Behandlung expandiertes Perlit. Dabei verdampft das im Stein eingeschlossene Wasser und bläht diesen nach dem „Popcorn-Prinzip“ bis zum 20-fachen seines Volumens auf. Das Resultat ist ein äußerst strukturstabiler und sehr leichter, bimssteinähnlicher Gesteinsschaum, der Blähperlit.

Die so gewonnenen Perlite werden in unterschiedlichen Körnungen als Zuschlagstoff für Pflanzensubstrate bzw. in purer Form verwendet und sorgen, dank bester Belüftungseigenschaften und optimaler Drainagefunktion, für ein gesundes Pflanzenwachstum.

Das Ausgangsmaterial ist Rohperlit, ein natürliches Gestein, entstanden aus vulkanischer Aktivität. (Foto: Knauf Performance Materials)

Perlit wird durch seinen Kristallwassergehalt expansionsfähig. In der Veredlung wird Perlit bei ca. 1.000 Grad Celsius auf das 15- bis 20-fache seines Ursprungsvolumens expandiert. (Foto: Knauf Performance Materials)

Tone sind Lockergesteine, die durch chemische Zersetzung und Verwitterung von Gesteinen entstanden. Sie lassen sich fast überall in Deutschland finden. Für Kultursubstrate wird Naturton oder Vulkanton aus Bodenschichten von 50 bis 60 cm Tiefe oder aus Tongruben gewonnen. Dieser TOn aus tieferen Bodenschichten ist frei von Pflanzensamen und damit von Vorteil. AUßerdem sollte der Ton möglichst Kalkfrei sein.(2)

Ihre mineralogische Zusammensetzung kann ganz verschieden sein, was sich auf ihre chemischen und physikalischen Eigenschaften auswirkt. Aus der Bodenkunde (BLUME et al. 2010) sind drei Körnungsklassen (Bodenarten) bekannt: Ton (bodenkundliche Abk. ist T), Schluff (U) und Sand (S):

  • Ton → 0 bis 0,002 mm
  • Schluff → 0,002 bis 0,063 mm
  • Sand → 0,063 bis 2,000 mm

Die in der Substratherstellung verwendeten Tone sind immer natürliche Bodenbestandteile und keine reinen Tonminerale. Sie enthalten also Schluff- und Sandanteile, wobei Schluff und Sand häufig überwiegen.

Tone können je nach Aufwandmenge sowohl den Substratausgangsstoffen als auch den Substratzusätzen zugeordnet werden. Werden vom Substrathersteller Anteile von 10, 20 oder sogar 30 Vol.-% gekennzeichnet, so kann man den zugesetzten Ton als Ausgangsstoff bezeichnen. Werden vom Hersteller Tonanteile in kg/m³ angegeben, so spricht man von einem Substratzusatz. Tone werden aufgrund ihres relativ hohen Gewichtes und des dadurch verursachten Verdichtens von organischen Substratausgangsstoffen nicht als „volumenbildend“ betrachtet. Folgende Eigenschaften können den Tonen zugeordnet werden:

  • Verbesserung der Kationenaustauschkapazität und dadurch ausgeglichene Nährstoffversorgung
  • Verbesserung der Pufferung des pH-Wertes
  • Verbesserung der Benetzbarkeit

Tongranulat (Foto: Floragard Vertriebs-GmbH)

  • Verbesserung der Bindigkeit und Stabilität des Substrats

Blähton ist Naturton, der bei Temperaturen zwischen 850 °C und 1.200 °C expandiert wird. Grubenfeuchter Rohton, der natürlich vorkommende geringe Mengen an organischen Bestandteilen enthält, wird im Tagebau abgebaut. Bei der Vortrocknung im Drehofen wird der Rohton (der ggf. mit Blähmitteln vermengt wird) gleichzeitig zerkleinert, homogenisiert und kugelförmig (manchmal nierenförmig) granuliert. Der eigentliche Blähprozess erfolgt dann bei den genannten hohen Temperaturen im Drehofen. Das so entstandene Blähtonkorn ist innen porös und hat eine weitgehend geschlossenporige Außenhaut.

Für gartenbauliche Anwendungen kommen nur ausgesuchte, salzarme Rohtone in Frage, um das Kulturrisiko zu minimieren. Im Gartenbaubereich ist Blähton als Hydrokultur-Substrat bei der Innenraumbegrünung bestens bekannt. Auch für Dachbegrünungen werden Blähton und Blähtonbruch als Struktur gebende Bestandteile des Substrats verwendet. Als Ausgangsstoff für bestimmte Topf- und Containersubstrate wird vorwiegend gebrochener Blähton eingesetzt. Applikationen in anderen Substratbereichen sind nicht üblich.

Die gute Wasseraufnahmefähigkeit und Kationenaustauschkapazität, die viele ungebrannte Rohtone besitzen, hat Blähton nicht, da der Brenn- und Blähprozess die quellbare Struktur des Tons verändert und erstarren lässt. Bei Hydrokulturen häufig auftretende weiße Ausblühungen/Ablagerungen auf der Außenschicht der Blähtonkugeln sind auskristallisiertes Calciumsulfat oder Calciumchlorid. 6LOHR, D. (2009): Mineralische Substrate und Substratausgangsstoffe – Blähton. Informationsdienst Weihenstephan, Ausgabe Mai. Staatliche Forschungsanstalt für Gartenbau Weihenstephan. Durch Waschen des Blähtons vor Verwendung kann hier entgegengewirkt, jedoch das Ausblühen nicht ausgeschlossen werden.

Mit einem Klick auf die folgende Grafik gelangen Sie zum Dokument: Erweiterung der Studie «Torf und Torfersatzprodukte im Vergleich»: Eigenschaften, Verfügbarkeit, ökologische Nachhaltigkeit und soziale Auswirkungen von 2019. Sie wurde im Auftrag des schweizerischen Bundesamtes für Umwelt (BAFU) durch das Institut für Umwelt und Natürliche Ressourcen der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) erstellt.

Erweiterung Torfersatzprodukte im Vergleich (Stucki et al. 2019)

Torfsubstitution

In der gesellschaftspolitischen Diskussion um das Thema Torf kommt der Frage nach der Einsatzmöglichkeit von Torfersatzstoffen eine zentrale Bedeutung zu. Um diese Frage sachlich beantworten zu können, müssen folgende Punkte betrachtet werden:

  • in welchen Mengen sind Torfersatzstoffe verfügbar?
  • welche Ersatzstoffe können Torf qualitativ ersetzen?
  • welche Vor- und Nachteile haben diese Ersatzstoffe?

Anteile von Substratausgangsstoffen im deutschen Markt (2023)

Kultursubstrate (für den Erwerbsgartenbau)

(IVG/GGS-Statistik für Kultursubstrate 2023)

Consumer-Erden

(IVG/GGS-Statistik für Consumer-Erden 2023)

Einsatz alternativer Ausgangstoffe in Deutschland im Jahr 2023 für Consumer-Erden und Kultursubstrate (IVG-Datenerhebung)

  • Grünkompost: ca. 1.800.000 m³/a
  • Holzfaser/Holz: ca. 1.300.000 m³/a
  • Rindenhumus: ca. 310.000 m³/a
  • Kokosprodukte: ca. 180.000 m³/a
  • Ton: ca. 137.000 m³/a
  • Perlite: ca. 70.000 m³/a
  • Pinienrinde: ca. 32.000 m³/a

Weitere Informationen: Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) vergleicht in einer Publikation von 2019 die Eigenschaften alternativer Substratausgangsstoffe mit denen von Torf und bietet einen Überblick über ihre Eignung als Torfersatz. Wichtige Eigenschaften wie Luftkapazität, Wasserspeichervermögen, pH-Pufferung und Salzgehalt werden dargestellt und hinsichtlich ihrer Eignung für Substrate bewertet.

Vorteile von Torf im Gartenbau7Kultursubstrate im Gartenbau, BLE 2022

  • niedriger pH-Wert, wodurch der teilweise sehr hohe pH-Wert anderer Stoffe (z. B. Kompost) in der Mischung ausgeglichen werden kann
  • niedriger Nährstoffgehalt und Fähigkeit der gezielten Aufdüngung
  • hohe Wasserkapazität bei gleichzeitig hoher Luftkapazität (insbesondere Weißtorf)
  • gute Strukturstabilität
  • geringe mikrobielle Belebung, wodurch die Lagerfähigkeit des Endproduktes sicherstellt werden kann
  • frei von Schadstoffen, Schwermetallen
  • relativ geringe Belastung mit Krankheitserregern

Weitere Informationen: Ausführliche Informationen zu Substraten und Ausgangsstoffen finden Sie im Substratbuch des Industrieverband Garten.